GEHT MICH NIX AN – ODER WENN DER POSTMANN 2x KLINGELT

 

Anfangs war noch alles ruhig und wir freuten uns schon, dass Cacho zu den Hunden gehört, die sich nicht für Besuch interessieren, bis er direkt vor ihnen steht. Tja – zu früh gefreut. Trotz unserer Bemühungen, ihn durch die, jeglichem Besucher durch uns aufgezwungene, Ignoranz ihm gegenüber gar nicht erst auf die Idee zu bringen, es könnte sich um seinen Besuch handeln, fing er irgendwann an, Gäste bereits an der Tür erfreut zu begrüßen. Und so falsch lag er damit ja auch nicht. Kam doch schon längst niemand mehr wegen uns...

 

Natürlich arbeiteten wir fleißig weiter daran, ihm zu zeigen, dass das Anspringen von Gästen nicht zu den von uns bevorzugten Verhaltensweisen gehört. In der Zwischenzeit entdeckte unser Empfangschef aber auch noch seine Stimme und nutzte diese für fröhliches oder entrüstetes Gebell, wann immer die Türglocke zu hören war.

 

Da in unserer Nachbarschaft genug Kläffer wohnen und auch Gebell – Ihr wisst schon, nicht bevorzugt usw. – galt es nun, dies schnellstens wieder abzustellen. Und wie macht man das? Das Zauberwort heißt Desensibilisierung. Dazu braucht es nur die Aufnahme der Türglocke. Dank der modernen Technik ist dies genauso wie das Abspielen der Aufnahme mittels Handy sehr einfach zu bewerkstelligen. Ganz wichtig ist hier das allererste Läuten – denn hier heißt es wirklich schnell sein. Die Herausforderung besteht nämlich darin, genau den Moment zu erwischen, in dem der Hund Luft holt um seinem Gebell entsprechend Kraft zu verleihen und zu clickern. Denn dann weiß er, dass Stille sich für ihn auf jeden Fall mehr lohnt als lautes Gemotze. Ja – ich hab den Moment erwischt und dann wurde die Aufnahme immer mal wieder im Laufe des Tages abgespielt. Egal, ob Cacho wach war oder schlief, döste oder spielte. Die Türglocke war unerbittlich. Und sieh an, sehr schnell war Ruhe und ich konnte zu Phase 2 übergehen. Die hieß „wenn es läutet, bist Du nicht nur still, Du bleibst auch da, wo ich Dich hingesetzt habe – und zwar bis ich wieder zurückkomme“.

 

Wir übten und übten und dann kam der große Tag. Der Botendienst kam mit einem Paket, während Cacho tief und fest schlief. Die Türglocke erschallte, Cacho setzte sich auf und sah mich an und sagte – nichts. Ich beschloss, alles auf eine Karte zu setzen, bat ihn höflich, sitzen zu bleiben und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, erwartet ich jeden Moment, dass unser Hunde auf der Bildfläche erschien. Aber der kam nicht. Nicht, als ich den Botenfahrer begrüßte. Nicht, während ich das Paket entgegennahm und unterschrieb. Nicht, als ich den Herrn verabschiedete. Und als ich zurück ins Wohnzimmer kam, saß Cacho immer noch da, wo ich ihn zurückgelassen hatte.

 

Da sag nochmal einer, Clickertraining funktioniert nicht!

 

An der Sache mit dem Hinziehen und an Menschen Hochspringen arbeiten wir noch. Vor ein paar Tagen hatte Cacho dazu eine Unterrichtsstunde mit Kati, die mich zur Hundetrainerin ausbildet. Mit ihr geht’s natürlich am einfachsten, weil sie genau weiß, was zu tun ist. Und so war Cacho gezwungen, jeden Schritt, mit dem Kati sich uns näherte im wahrsten Sinne des Wortes auszusitzen, wollte er seine Leckerlis und vor allem den Jackpot knacken – nämlich an die interessante Tasche ranzukommen, die Kati etwas abseits hingestellt hatte. Der kleine Kerl hat ziemliche Kämpfe mit sich ausgefochten, aber er war erfolgreich. Auch bei Schritt 2 hat’s schließlich geklappt. Denn Kati ist unerbittlich und steht wie ein Fels. Da kann Hund hochspringen was er will, da gibt’s halt nur für höfliches Benehmen was.

 

Es muss mächtig Eindruck auf ihn gemacht haben, denn als wir am Sonntag beim Klosterneuburger Weinhügelwandern waren, konnte er schon ruhig an Menschen vorbeigehen und umgekehrt, ohne sofort den Drang zu verspüren, sich auf jeden zu werfen.

Nachdem ich vom Botendienstfahrer kein Foto habe - hier eines von Cacho in seiner neuen Eigenschaft als Nackenrolle.
Nachdem ich vom Botendienstfahrer kein Foto habe - hier eines von Cacho in seiner neuen Eigenschaft als Nackenrolle.